ProMädchen – Mädchenhaus Düsseldorf e.V.

Wenn du Gewalt erlebst – hab den Mut und hol dir Unterstützung!

Gewalt hat viele Gesichter. Alles, was mit dir gegen deinen Willen passiert, ist Gewalt – jede Verletzung deiner körperlichen und seelischen Grenzen. Gewalt begegnet dir womöglich täglich, auf dem Schulhof, in der Straßenbahn, zu Hause, im Fernsehen, im Internet, unter Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Du hast ein Recht darauf, ohne Gewalt zu leben. Hol dir Unterstützung und bleib nicht allein mit dem, was du erlebt hast!

Viele Menschen, die Gewalt erleben mussten, möchten dies am liebsten sofort wieder vergessen. Sie sind verwirrt, ratlos, verzweifelt und schämen sich. Kein Mädchen erzählt gerne, dass sie etwas Verletzendes erlebt hat oder Opfer geworden ist. Dieses Nichterzählen und Schweigen macht Täter und Täterinnen mächtig. Sie verlassen sich darauf, dass niemand etwas weitererzählt. Bei ProMädchen kannst du in einem geschützten Rahmen vertraulich über deine Erfahrungen berichten. Hier ein paar Beispiele für unterschiedliche Formen von Gewalt:

Gewalt mit Worten

Mobbing

Körperliche Gewalt

Häusliche Gewalt

Gewalt im Namen der Liebe

Loverboy – Bad Boy

Wenn du selbst zuschlägst

Gewalt mit Worten

Mit Worten kann man schnell einen anderen Menschen verletzen, demütigen oder beleidigen. Auch geschriebene Worte in Internetforen, im Chat oder in einem Brief können weh tun. Mit Worten versucht jemand Macht über dich zu erlangen, ein anderer Mensch will dich ärgern, abwerten oder verunsichern. Viele Menschen reagieren auf verbale Gewalt, indem sie sagen „ach, das war bestimmt nicht so gemeint“ oder „du hast dich bestimmt verhört“. Diese Form des Verharmlosens ist doppelt verletzend.

Trau deinem Gefühl, wenn du dich angegriffen fühlst. Du hast ein Recht darauf, dass das aufhört. Bitte andere Menschen um Hilfe oder hol dir Unterstützung bei den Mitarbeiterinnen von ProMädchen.

Mobbing

Mobbing bedeutet, dass ein einzelnes Mädchen oder ein einzelner Junge regelmäßig über einen längeren Zeitraum zum Beispiel

  • ausgegrenzt,
  • gedemütigt,
  • ausgelacht,
  • schlecht gemacht,
  • geschubst,
  • gehauen,
  • nicht beachtet,
  • fertig gemacht oder
  • zu unrecht beschuldigt wird.

Am häufigsten passiert Mobbing in der Schule. Die Bullys, so nennt man die hauptverantwortlichen MitschülerInnen, sind in der Klasse oft meinungsbildend, das heißt, sie versuchen zu bestimmen, wer oder was cool ist, wie man sein muss, um dazu zu gehören, wer in oder out ist.

Du musst dich nicht alleine wehren können. Bitte andere um Hilfe, informiere deine LehrerInnen, deine Eltern oder andere Erwachsene, zu denen du Vertrauen hast. Du kannst dich auch anonym bei ProMädchen beraten lassen.

Körperliche Gewalt

Schubsen, schlagen, festhalten, Anrempeln auf dem Schulhof, jemanden absichtlich verletzen oder jemandem wehtun wollen: all das sind Formen körperlicher Gewalt. Oft geschieht sie im Verborgenen. Der Täter oder die Täterin achten darauf, dass niemand sieht, was passiert. Oft schämen sich Menschen, dass sie angegriffen und verletzt worden sind und versuchen die Spuren zu verbergen. Es kann zum Beispiel sein, dass sich jemand bemüht, dass andere Menschen blaue Flecken oder Wunden nicht sehen. Manchmal erfinden Mädchen Erklärungen und erzählen Geschichten, die gar nicht stimmen, weil sie sich so schämen für das, was mit ihnen passiert ist.

Schuld sind immer die, die Gewalt anwenden, Schuld ist niemals diejenige oder derjenige, der angegriffen wird! Informiere eine erwachsene Person, zu der du Vertrauen hast, und bitte sie um Unterstützung. Oder lass dich von den Mitarbeiterinnen von ProMädchen oder in der E-Mail-Beratung anonym beraten.

Häusliche Gewalt

Streiten und auch mal laut brüllen oder eine Tasse auf den Boden knallen: Das passiert in fast allen Familien. Wenn aber der Streit so schlimm wird, dass der Vater die Mutter zum Beispiel mit Worten immer wieder niedermacht oder schlägt oder an den Haaren zieht oder mit den Füßen tritt, dann sprechen wir von häuslicher Gewalt. Wenn Kinder oder Jugendliche das mitkriegen – auch wenn sie selbst von Vater oder Mutter nicht geschlagen werden –, dann geht es ihnen oft schlecht. Manchmal schlagen Frauen auch ihre Männer. Oft verbieten die Eltern darüber mit anderen zu sprechen, weil sie nicht wollen, dass andere Menschen das mitkriegen.

Du hast aber das Recht, ohne die ständige Angst vor Gewalt groß zu werden und darfst dir Hilfe holen. Es gibt auch Hilfe für Mütter und Väter, wenn beide etwas ändern wollen. Die Mitarbeiterinnen von ProMädchen kennen die Problematik und beraten dich vertraulich und auf Wunsch anonym.

Gewalt im Namen der Liebe

Auch in Liebesbeziehungen können Formen von Gewalt geschehen – das passiert nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch in Teenager-Beziehungen: wenn dein Freund/deine Freundin zum Beispiel

  • deine sms-Kontakte kontrolliert,
  • dir vorschreibt, was du anzuziehen hast,
  • dich vor anderen schlecht macht,
  • dir sagt, dass er/sie jetzt Sex mit dir haben will und wenn du ihn/sie wirklich liebst, das auch tun würdest,
  • dich auffordert, dich vor der webcam auszuziehen, und dich langweilig und uncool nennt, wenn du das nicht tust.

Alles das sind Formen von Gewalt, weil deine Grenzen überschritten werden. Und es kann sich steigern bis hin zu Schlägen, Tritten, Vergewaltigung oder anderen Verletzungen.

Das ist keine Liebe mehr! Du hast das Recht, dir Hilfe und Unterstützung zu holen – es hilft nicht zu warten und zu hoffen, dass es besser wird. In der Regel wird es immer schlimmer, und dann kommst du da allein nicht mehr raus. Sprich mit Vertrauenspersonen oder mit ProMädchen darüber – auch wenn du noch nicht weißt, was du ändern kannst und willst!

Loverboy – Bad Boy

Manchmal war es von seiner Seite aus nie Liebe, aber du erlebst es als  solche, weil der dir große Geschenke macht und du dich anfangs von ihm immer verstanden fühlst wie sonst von niemandem. Aber dann beginnt er dich auf Schritt und Tritt zu kontrollieren und dir zu drohen bis zu dem Punkt, an dem er dich überredet oder zwingt mit anderen Männern Sex zu haben, um seine Schulden zu bezahlen und dich immer mehr verkauft. Du schämst dich, glaubst immer noch ihn zu lieben und hast Angst vor ihm und seinen Freunden. Dann brauchst du Hilfe! Sprich mit Vertrauenspersonen oder ProMädchen, auch wenn du gar nicht weißt, wie es weitergehen kann.

Wenn du selbst zuschlägst ...

Manche Mädchen sind selbst bereit, andere zu demütigen, zu schlagen, zu treten und zu quälen. Meist haben die Mädchen selbst irgendwann Gewalt erlebt und wollen kein Opfer mehr sein. So drehen sie den Spieß um und bringen ihre Aggressionen nach außen. Oft tun sich Mädchen in Gruppen zusammen. Es ist nicht immer eine spontane Reaktion, sondern sie suchen sich auch gezielt andere, um ihren Frust und ihre Wut loszulassen. Es kann manchmal ein Blick reichen und sie fühlen sich provoziert. Wenn du das selbst nicht mehr willst, weil du Stress in der Schule kriegst oder mit der Polizei oder weil du merkst, dass dich dein Verhalten selbst unglücklich macht, dann kannst du dir bei ProMädchen Hilfe holen und lernen, deine Aggressionen anders auszudrücken.

Weiterführende Links zu den verschiedenen Themen findet Ihr auf unserer Linkseite.

 

Quelle: u.a. Mädchenhaus Bremen