ProMädchen – Mädchenhaus Düsseldorf e.V.

Programmbeschwerde „Hart aber fair“ vom 2.3.2015


In der Sendung Hart aber fair vom 2.3.15 mit dem Thema „Nieder mit dem Ampelmännchen – Deutschland im Gleichheitswahn“ wurde in unqualifizierter und abwertender Weise über das Thema Geschlechtergerechtigkeit diskutiert.
Wir freuen uns über die Stellungnahme der LAG kommunale Frauenbüros/Gleichstellungsstellen NRW zu dieser Sendung und veröffentlichen sie hier:
 


Westdeutscher Rundfunk
Intendant
Herrn Tom Buhrow
Appellhofplatz 1
50667 Köln

Düsseldorf, 25. März 2015    

Programmbeschwerde nach § 10 WDR-Gesetz Verletzung von Programmgrundsätzen

Sehr geehrter Herr Buhrow,

hiermit legt die Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros Gleichstellungsstellen NRW förmliche Programmbeschwerde gegen die Sendung „Hart aber fair“ vom 2.3.2015 ein.

Die Sendung von Frank Plasberg lief unter dem Titel: „Nieder mit den Ampelmännchen - Deutschland im Gleichheitswahn?“.

Bereits in der Anmoderation verließ Herr Plasberg den Standpunkt des neutralen Moderators indem er 190 Genderprofessuren als „Alltagswahnsinn“ bezeichnete.

Die Auswahl der Gäste war nicht dazu geeignet, eine faire Diskussion über Geschlechterforschung zu führen. Fachfrauen bzw. Fachmänner aus Wissenschaft oder Verwaltung fehlten vollständig. Dies war bewusst so geplant, wie Herr Plasberg im Verlauf der Sendung mit Überzeugung vertrat.

Manipulativ wurden polarisierende Beispiele ausgewählt. Ampelmännchen, Unisextoiletten und brünftige Hirsche werden herausgestellt, um das gesamte Themenspektrum um Geschlechterforschung und Gleichstellungspolitik gezielt lächerlich zu machen.

Herr Plasberg stellte seine Fragen ebenso manipulativ. Beispiele: Er fordert Frau Wizorek auf, die Welt über die Nützlichkeit von Unisextoiletten aufzuklären, dabei liegt ihre Fachlichkeit auf dem Gebiet des Alltagssexismus. Sie wird in die Ecke gedrängt und genötigt, Thesen zu vertreten, die sie nicht selbst aufgestellt hat.
Herrn Kubicki wird die Antwort auf die Frage, ob man Geschlechtergerechtigkeit bei der Hirschbrunft braucht, direkt in den Mund gelegt.
Herr Hofreiter wird abgekanzelt und belehrt, als er auf die Unwichtigkeit dieser Beispiele in Bezug auf die Gesamtproblematik hinweisen will.

Frau Thomalla wurde anscheinend eingeladen, um Spott und Häme zu verbreiten, die Fragen die sie erreichten, hatten keinen anderen Zweck, als das Thema unbeleckt jeder Fachlichkeit lächerlich zu machen.
Frau Kelle wirkte wie die Anwältin des Moderators, bei dem er seine Meinung bestätigt bekam.

Es handelt sich um einen ungeheuerlichen Machtmissbrauch des „Moderators“, die neutrale Position zu verlassen und auf diese Art und Weise ZuschauerInnen manipulieren zu wollen.
Es schien so, als solle der „gesunde Menschenverstand“ beschworen und bedient werden, der sich seit Monaten montags auf der Straße zeigt.
Derart unfaire Sendungen mögen vielleicht im Pay-TV hinnehmbar sein, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen dürfen sie unseres Erachtens keinen Platz haben. Die Sendung von Herrn Plasberg hat u.E. gegen die Programmgrundsätze („Wertende und analysierende Einzelbeiträge haben dem Gebot journalistischer Fairness zu entsprechen“) des WDR verstoßen.

Wollen Sie auf diese Art und Weise mehr Frauen und junge Menschen für den WDR begeistern? Als Gebührenzahlerinnen verlangen wir Auskunft darüber, ob diese Art der Sendungsgestaltung prägend für den WDR werden soll.

Mit freundlichen Grüssen
In Vertretung der Sprecherinnen der LAG NRW
Christel Steylaers



 Hier die Programmbeschwerde als PDF